Women in Exile and Friends, Postdam, Brandenburg.
„Enough is enough!“ („Genug ist genug!“) – Unter diesem Motto begingen die Aktivistinnen von Women in Exile dieses Jahr den Frauenkampftag. Immer wieder schallte die Parole über die Lautsprecher des Demo-Wagens, der am 8. März durch die Potsdamer Innenstadt rollte. Mit ihr verbunden, die Forderung nach Gleichberechtigung und Anerkennung, sowie besseren Arbeits- und Lebensbedingungen für Frauen. Die Demonstration anlässlich des Feiertages, zu der sich trotz des schlechten Wetters und der Sturmwarnung etwa 250 engagierte Demonstrant*innen zusammenfanden, war ein voller Erfolg für die Veranstalter*innen. „The turnout was a positive surprise!“ (Die Anzahl der Anwesenden war eine positive Überraschung!), erzählt mir Doris, eine der Frauen, die den Tag mit organisiert haben.
Initiiert wurde die Demo und der sogenannte Frauen-Streik von der durch ViRaL geförderten Gruppe Women in Exile, in Kooperation mit der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union Potsdam und der Linksjugend [solid] Brandenburg und mit Unterstützung durch den Asta der Uni Potsdam.
Frauenrechte – Menschenrechte, Geflüchtetenrechte – Menschenrechte
Women in Exile ist eine Selbstorganisation von geflüchteten Frauen und lokalen freiwilligen Helferinnen – die „&friends“ – die sich für die Verbesserung der Lebensumstände und Chancen von geflüchteten Frauen und ihren Kindern in Deutschland einsetzen. Die Gruppe entstand 2015 im Rahmen der Protest-Besetzung des Oranienplatzes in Berlin. Seitdem arbeitet sie für eine Anerkennung der besonderen Mehrfachdiskriminierung unter welcher die Refugee Women leiden, als rassistisch und sexistisch diskriminierte Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus. Obwohl die Gruppe in ganz Deutschland vernetzt ist, hat sie ihr Büro und viele Mitglieder in Potsdam, wo auch die Demonstration stattfand. Viele der Frauen aus der Gruppe beteiligten sich aktiv, indem sie bei der Organisation halfen, mitreißende Reden hielten oder einfach Präsenz zeigten. Einige Mitglieder und Unterstützer*innen waren sogar eigens aus Berlin und dem Umland angereist.
Nach erfolgreich abgeschlossener Demonstration kehrte die Truppe mit nunmehr einem kleineren Kreis geflüchteter Frauen und ihren Kindern in das Kulturzentrum Freiland ein. Hier hatte das Kollektiv unter anderem eine mobile Ausstellung errichtet. Die Ausstellung thematisierte die Women in Exiles Bustour des vergangenen Sommers, bei welcher sich die Frauen auf eine Rundreise durch ganz Deutschland begeben hatten, um sich zu vernetzen, Workshops und Kundgebungen zu halten und sich gegenseitig Kraft zu geben. Die Erfahrungen und Erinnerungen in Form von Texten und Fotos erzählten Geschichten von Empowerment durch vereinte Kraft und hatten eine klare gemeinsame Botschaft: „Women‘s rights – human rights, refugee‘s rights – human rights. Stop deportation!“ (Frauenrechte – Menschenrechte, Geflüchtetenrechte – Menschenrechte. Stoppt Abschiebungen!)
Gleich, gleich, aber anders, wir kämpfen die selben Kämpfe!
Nachdem sich alle eingefunden hatten, aufgegessen war und ein Geburtstagsständchen für eine der Frauen gesungen wurde, begann der im Rahmen vom Aktionsfonds ViRaL organisierte Workshop für geflüchtete Frauen zum Thema Feminismus aus einer Geflüchteten-Perspektive. Warum feiern wir überhaupt den 8. März? Wofür gehen wir auf die Straße? Ziel dieses Workshops war es die Frauen durch das Sprechen über diese Fragen und das Teilen weiterer essentieller Informationen zu empowern und ihnen die Möglichkeit zu bieten ihre eigenen Perspektiven mit feministischen Ideen in Verbindung zu bringen.
Das Konzept für diesen Workshop hatte das Kollektiv in offenen Diskussionsrunden entwickelt, immer entlang der Frage nach dem Wichtigsten was die Frauen gerade wissen müssen. Die Antwort: Ihre gemeinsame Stärke zu realisieren und den Frauenkampf als einen Kampf aller Frauen zu erkennen! „Same, same but different, we are battling for the same fights!“ (Gleich, gleich, aber anders, wir kämpfen dieselben Kämpfe!), erklärt Doris, die den Workshop zusammen mit zwei Kolleginnen geführt hat. Und der Workshop kam gut an. Viele der teilnehmenden Frauen dankten der Gruppe für die Organisation und baten um weitere Informationsworkshops! Eine geflüchtete Frau aus Somalia sei nur zufällig zu der Veranstaltung gestoßen und war so inspiriert, dass Women in Exile mit ihr am gleichen Tag ein neues Mitglied gewann.
Autorin: Charlotte Bechert
Webseite: www.women-in-exile.net
Facebook: Women in exile & friends